Zivilschutz Bunkeranlage

In Deutschland gibt es kaum noch intakte Zivilschutzbunker. Einen zum Teil entfestigten und nun im Privatbesitz befindlichen habe ich mir einmal angesehen.

Zivilschutz - überflüssig oder notwendig?

2017 hat die Bundesregierung ihre neue und überarbeitete Konzeption Zivile Verteidigung vorgelegt (Link zum PDF Dokument -> hier). Auf den Erhalt und Betrieb von Bunkeranlagen wird in diesem Strategiepapier nicht eingegangen, für CBRN-Lagen ist nur von Objektschutz und Dekontamination die Rede. Früher war das anders. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele erhaltene Schutzanlagen modernisiert und instandgesetzt, um den Schutzanforderungen im Kalten Krieg gerecht zu werden (Kontrollratsgesetz Nr.23 von 1946, mit Unterzeichnung des Deutschlandvertrages am 26. Mai 1952 wurde das Luftschutzverbot dann auch offiziell aufgehoben ). So wurden in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts enorme Mittel in die Schutzräume für Bevölkerung und Kulturgüter investiert, da ein nukleares Bedrohungsszenario existierte. 1998 verfügte der Bund noch über 558 Bunker, deren Baudatum im Zweiten Weltkrieg lag.

Die meisten der Schutzräume waren entgegen der landläufigen Meinung nie dafür konstruiert, einen direkten atomaren Treffer abzuwehren ("Atombunker"), sondern sollten den Insassen Schutz bieten vor:

  • Luftstoßbelastungen von bis zu 0,3 bar
  • herhabfallenden Trümmern (mind. 10 bzw. 15 kN/m²)
  • Brandeinwirkungen
  • radioaktiven Niederschlägen (Fallout)
  • biologischen Kampfmitteln und chemischen Kampfstoffen

Massive Stahlbetonwände und technisch aufwändige Filteranlagen sollten dafür sorgen, dass die Schutzsuchenden im Bunker überleben konnten. Im Kalten Krieg wurden die Bunker durch das Innenministerium und das Bundesamt für Zivilschutz verwaltet und instandgehalten.

Zivilschutzräume waren für einen Aufenthalt von zwei bis drei Wochen ausgelegt, die Schutzquote für die Bevölkerung betrug zum Ende des Kalten Krieges gerade einmal 3%, schwankend. Während z.B. in Bremen auf einen Schutzplatz 5 Personen kamen, waren es in Schleswig-Holstein 115. 1990 beschloss das Innenministerium, keine weiteren Anträge auf Errichtung öffentlicher Schutzräume mehr entgegenzunehmen, 1997 wurden nach Inkrafttreten des neuen Zivilschutzgesetzes (Link zur Ausfertigung -> hier) viele Schutzräume und Hilfskrankenhäuser in Sonderschutzbauten umgewidmet. Zehn Jahre später beschloss die Innenministerkonferenz die Aufgabe des flächendeckenden Zivilschutzes.. Seit 2008 stehen die meisten Bunkeranlagen zum Verkauf oder fallen dem Abriss anheim.


Im Januar 2019 besuchte ich einen halbwegs intakten Bunker in Lübeck, der 2018 den Besitzer gewechselt hatte. Vor der Übergabe hatte der Bund große Teile der Versorgungsanlagen und der Inneneinrichtung demontiert, der Eigentümer ist nun bemüht, die Anlage für eine Museumspräsentation wiederherzustellen. Der Bunker liegt mitten in einem Wohngebiet nördlich der Lübecker Innenstadt

Der Luftschutzbunker Warendorpstraße ist baugleich zum dem in der Julius-Leber-Straße, der für den Abriss vorgesehen ist. Er misst ca 15x40 Meter, verfügt über insgesamt 5 Stockwerke und ist auf 1.000 Personen ausgelegt. Der Bunker ebntstand 1941 und hat eine angegebene Nutzfläche von 1078 Quadratmetern. Er wurde 1962 wieder hergerichtet und als Zivilschutzraum bzw. Luftschutzbunker genutzt, ab 1977 war das Gebäude für den Katastrophenschutz vorgesehen. Im Falle der Aktivierung wäre der Bunker für ca. 3 Wochen autark gewesen (inkl. eigener Brunnen). Die Wände sind im Außenbereich etwa zweieinhalb Meter dick, innen ca. einen Meter, die Deckenstärke des Gebäudes beträgt bis zu 3 Meter. Im Dachgeschoss befinden sich die ABC-Filteranlagen, wo sie durch verstärkte Wände und besonders gesicherte Stahlbetontüren vom übrigen Bunker getrennt sind.

Bei der Begehung macht das Gebäude nach wie vor einen grundsoliden Eindruck. Die Eingangsschleuse liegt hinter einer Splitterschutzwand und ist mit Stahltüren gesichert. Die Zugangskontrolle erfolgt über ein kleines Sichtfenster, an welchem man die Dicke der Innenmauern gut erkennen kann. Im Erdgeschoss befinden sich der Verwaltungstrakt, der Generatorenraum, Verteilerstation und weitere Nutzräume. Im ersten Stock sind Sozialräume, Lager, Hygiene und weitere Nutzräume untergebracht, in den Stockwerken darüber befinden sich die eigentlichen Schutzräume. Im Dachgeschoss schließlich Wasser- und Luftaufbereitung. Bei meinem Rundgang habe ich einige Impressionen eingefangen:

























Datenquellen: www.wikipedia.de | www.geschichtsspuren.de | www.bbk.bund.de - Bildquelle: Fotos © Clayton Husker 2019


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